Karijini Nationalpark




10.11.10/ Olaf
Ein paar allgemeine Sachen

Der Staub  (Bulldust)

Es ist jenseits jeder Vorsellungskraft, was der rote Staub für Eigenschaften hat. Das ist so ähnlich, wie die super höllenscharfe Chillisoße, die ich Euch mal mit Zahnstocher probieren habe lassen. Erst wenn man es erlebt hat, kann man es begreifen. Der Staub kommt von überall und gelangt überall hin - er ist im wahrsten Sinne allgegenwärtig.

Beim Fahren auf den Pisten zieht man eine hunderte Meter lange Wolke hinter sich her, dabei kriecht der Staub durch jede Ritze, auch durch verschlossenen Türen ud Fenster, durch mit Gummistopfen verschlossene Öffnungen im Fahrzeugchassis.  Er hängt als dicke Schicht außen am Fahrzeug, er liegt innen auf den Polstern, auf den Arbeitsflächen, er gelangt  sogar in die Besteckschublade, Egal was Du anfaßt, Deine Finger sind sofort voll rotem Puder und mit dem zweiten Griff überträgst Du das rostrote Zeug überall dorthin, wo es bisher noch nicht war.


Die Kleidung ist fast das schlimmste. Du bist immer rot staubig. Weiße Kleidungdstücke behalten ihre rote Flecken und Schmierer. Da die meisten Waschmaschinen auf den Campingplätzen nicht auf Kochwäsche eingestellt werden können, waschen wir eben "bunt" und da bleibt die Färbung erhalten. Als wir  in  der Stadt Tom Price auf dem Campingplatz mal nach einerm heißen Waschgang fragten und den Grund nannten, sagte die Angestellte: "We don't wear Whites in the Pilbara." Das ist die Region in der wir uns befinden. Sie ist halb so groß wie Deutschland.

Fazit:
Entweder man arrangiert sich mit dem roten Zeug und akzeptiert eine gewisse Menge davon oder man wird wahnsinnig. Wir haben uns für erstere Variante entschieden.


Die Reifenfrage

Wir hatten den nächsten Platten. Diesmal war es ein Totalschaden. Ein Stein im Schotter oder ein Schrottteil hat die Reifenflanke aufgeschnitten und ein großes Loch hinterlassen. Der Reifen war innerhalb von Sekunden drucklos und ist um die Felge geschlappert.  Zum Glück hatte ich die Klammotten vom Vortag nochmal angezogen. Allmählich komme ich in Übung. :-(  Nach 12 Minuten ging's verschwitzt und rotpaniert auf dem Reserverad weiter.

In der Stadt haben wir dann bei der Hotline des Vermieters angerufen und nach seiner Vertragswerkstatt für Reifen gefragt. Dort angekommen, hat man schnell bestätigt, daß der Reifen nicht reparierbar ist und ein neuer drauf muss. Ich habe auch die anderen drei überprüfen lassen, weil sie schon ziemlich fertig ausgesehen haben. Als wir das Fahrzeug übernommen haben, waren sie zwar nicht neu, aber in einwandfreiem Zustand. Das Problem war nur, wie uns der Reifenhändler sagte, dass es eigentlich Asphaltreifen waren, die natürlich nach 2500 km Hochgeschwindigkeitsverschleißtest auf Sand, Kies, Schotter und Fels gravierende Abnutzungsspuren zeigten (kleine Schnitte ringsrum im Profil, quadratzentimetergroße Stücke fehlend).

Der Vermieter ließ auf seine Rechnung einen kompletten Satz stabilere Geländereifen montieren und übernahm somit auch die Kosten für den zerstörten Reifen - das finde ich sehr anständig. Lediglich der Reservereifen ist noch einer von den Asphaltreifen, aber damit können wir leben.

Nachtrag 14.11.: Die neuen Schlappen sind viel besser. Wir sind seit dem Reifenwechsel fast nur Schotter gefahren, ca. 1100km, und das Profil sieht noch aus wie frisch montiert. Nach dieser Distanz zeigten die Asphaltreifen schon  leichten Verschleiß.


12.11.10/ Christine

Unser letztes Ziel war der Karijini-Nationalpark, wo wir 3 Tage verbracht haben. Da gibt's wieder diverse "Gorges", also Schluchten. Das hätten wir vielleicht mal eher erklären sollen, da in vorherigen Berichten auch immer von "Gorges" die Rede war - gibt's vor allem in der Kimberley-Region sehr viele.

Wir betiteln die Gorges immer als "Schorsch", unserer bayerischen Herkunft gemäß. Wenn wir uns mit Australiern unterhalten, wo wir denn hinfahren oder was wir schon alles gesehen haben, konnten wir bislang immer unterdrücken, "Schorsch" zu sagen, aber dafür kam "George" statt "Gorge" raus. Hat sich aber keiner drüber gewundert, scheinbar passiert das bei Ausländern öfter.

Jedenfalls hatten wir im Karijini-NP wieder jede Menge Schorsch's. Das sieht in der Praxis meist so aus, daß man sich die Dinger von einem Aussichtspunkt oben ansieht oder (wie wir es einige Male gemacht haben) unten lang wandert. Zuerst geht's dann immer an einem Bach / Flußbett entlang, wo dann vereinzelt mehr oder weniger tiefe Stellen zu überqueren sind, die man je nach Wasserstand noch bequem hinkriegt oder entweder durchschwimmen muß oder halt dann  nicht bis zum Schorsch-Ende geht und umkehrt.

Das Schorsch-Ende besteht dann in den meisten Fällen aus einem von hohen Felswänden umgebenen Wasserloch / See / Tümpel mit Wasserfall, wo man dann ein schönes erfrischendes Bad nehmen kann. Was wir dann auch meist gemacht haben. Es waren tolle Schorsch's dabei, teilweise umgeben von bunten Felswänden, wir haben natürlich fotografiert wie die Verrückten, sogar im Wasser:










Liste der Tierbegegnungen:

Hier auf dem Foto bin ich umlagert von rosa Galahs (so eine Kakadu-Art), als ich angefangen habe, einem eine ungesalzene Mandel zu füttern.

Im Nullkommanichts war eine ganze Horde da.

Das sind eindeutig meine Lieblingstiere hier. Tagsüber wenn es heiß ist, hocken sie in einem Baum (immer mindestens 20 Vögel) und dösen vor sich hin, ab und zu quietschen sie sich mal was zu.

Aber wehe wenn es Spätnachmittag wird, dann lassen sie ihrem Spieldrang freien Lauf. Es fängt an, daß einer kreischt und irgendwo anders hinfliegt, die anderen folgen meist gleich nach. Dann fliegen sie in der Gegend rum, lassen sich mal irgendwo nieder und machen Faxen - so würde man es bei Kindern sagen. Hängen sich kopfüber an Äste, laufen durch Sprinkleranlagen,  setzen sich an Wasserhähne, etc.

Dann - leider nicht mit Foto möglich - herumhüpfende Kanguruhs abends / nachts am Campground.

Anscheinend "wohnen" hier am Campground zwei Artgenossen, die liegen tagsüber faul im Schatten, abends hüpfen sie dann rum. Sie trauen sich dann auch relativ nah an uns ran, man sieht leider nicht mehr viel, aber hören tut man sie.

Das hört sich dann je nach Hüpfintensität so an:
Langsames Hüpfen - ein Geräusch wie wenn jemand mit Badeschlappen vorbeischlurft, so ähnlich wie Schlapp - schlapp. Schnelles Hüpfen - wie wenn jemand mit voller Wucht einen Teppich klopft, so Wumm - wumm. Ich bin nachts ein paar Mal davon aufgewacht, aber es ist leider zu dunkel, um was zu erkennen.