Outback (Mt. Augustus und Kennedy Range)




13.11.10 / Christine

Wir sind mittlerweile im Mt. Augustus Nationalpark angekommen. Der liegt wirklich mitten im Nirgendwo, im Umkreis von mehreren Hunderten von Kilometern ist keine nennenswerte Ortschaft. Für die 470 km dahin haben wir ca. 7 Stunden gebraucht, das ist eine sehr gute Zeit. Der Straßenzustand hängt von Faktoren wie Regen, Zahl der dort in letzter Zeit gefahrenen Autos ab und vor allem, ob kürzlich ein sogenannter "Grader" dort unterwegs war, das ist ein Ding, das die Straße plattwalzt. Scheinbar war auf unserer Strecke vor nicht allzu langer Zeit einer am Werk, wir konnten meist so zwischen 70 und 80 km/h fahren, das ist für so unbefestigte Straßen schon recht zügig. Das ist dann so der Blick, den man fast dauernd hat:



Wir haben auf einer sogenannten "Station" übernachtet, das ist eine Rinderfarm, die nebenher noch mit einem Campground und ein paar Zimmern Geld aus dem Tourismus verdient. Die ganze Anlage ist erwas heruntergekommen, außer uns ist nur noch ein Camper da. Der ganze Campingplatz ist voller Kuhfladen, die gottseidank trocken und daher nicht stinkend sind, die Duschen und Klos sind etwas unappetitlich und am Spülbecken muß man sich ein paar Quadratzentimeter suchen, die ohne Vogeldreck sind, um das Geschirr abzustellen. Naja, was soll's, wir sind hier nun mal im Outback.

Der Mt. Augustus ist ca. 1100 m hoch und  3 mal so groß wie der Ayers Rock. Leider kommt hier bei Olaf das Reinhold-Messner-Syndrom wieder voll zum Tragen (sh. Bericht "Uluru"), er MUSS den Gipfel raufsteigen. Ich hab bei  der Affenhitze aber keinerlei Lust, eine 6-stündige Bergtour zu machen.

Hab Olaf am Trailhead (also dem Beginn des Wanderwegs) abgeliefert und mich hier mit einer Thermoskanne Kaffee auf einem überdachten Bankerl mit Tisch häuslich niedergelassen , um den Bericht zu schreiben. Ich hoffe, es kommt hier keiner vorbei, das muß schon komisch anmuten, hier mitten in der Pampa jemand am Laptop zu sehen.....  aber die Gefahr ist relativ gering, die Touristendichte ist hier nicht recht hoch. Mit uns sind zufällig 3 Australier hier am Trailhead angekommen (ist echt ein Zufall), die auch raufsteigen wollen, denen hat sich Olaf angeschlossen. Es ist doch sicherer, in der Gruppe zu gehen.


später / Olaf

Die drei Aussies habe ich nach ein paar hundert Metern alleine weiterrennen lassen. Das Tempo war irrwitzig. Der einen hatte außerdem an seinem Rucksack einen iPod mit Lautsprechern befestigt und laut Musik gespielt - am Ende der Welt auf einem Wanderweg in einem Nationalpark. Alles Irre! Der Weg war sehr rauh mit viel losem Geröll und Klettern über niedrige Felsen. Es gab keine eingehauenen Stufen oder andere von Menschen angelegte Steighilfen. Drei Stunden habe ich für den Aufstieg (ca. 700 Höhenmeter) gebraucht. Am Gipfel habe ich die drei Australier wieder getroffen, die sich gerade zum Rückweg aufmachten. Boombox wieder an und ab im Schweinsgalopp. Der eine telefonierte noch mit seinem Satellitentelefon, während der andere noch die letzte Zigarettenkippe in die Landschaft warf.
Der Blick in's Nichts

Ich habe erstmal Pause gemacht und in aller Ruhe bei ein paar 30 Grad die 360 Grad Aussicht auf's Nichts genossen. Anschließend habe ich die7 Kippen, die ich fand, in eine leere Wasserflasche gepackt und dann auch den Abstieg begonnen. Wegen des schlechten Wegs dauerte es bergab fast solange wie hoch: 2,5 Stunden.

Unten angekommen habe ich mal meinen Wasserverbrauch ermittelt: 5,4l in 6 Stunden - normalerweise müßte es einen zerreißen, aber hier in dem trocken Wüstenklima verschwitzt man Unmengen ohne es zu merken. Es verdunstet einfach.


15.11.10 / Christine

Im Mt. Augustus-Nationalpark haben wir noch eine Rundfahrt um den Felsen gemacht und ein paar kleinere  Spaziergänge zu den dortigen "Sehenswürdigkeiten" unternommen. Groß angepriesen waren z.B. Felsmalereien das Aborigines, die für uns aber eher so ausgeschaut hatten, als ob man ein paar Kleinkinder mit Kreidestiften dort losgelassen hätte. Gottseidank haben sich zufällig dort ein paar schöne bunte Felsen gefunden, die haben das Hobby-Fotografenherz sehr erfreut.


Dann ging's weiter im Nichts zum Kennedy-Range Nationalpar,k, wieder einige huntert Kilometer. Außer uns war kein Mensch da, den Campground hatten wir für uns alleine. Es gab nur ein Plumpsklo und wir mußten unsere Solardusche aufhängen, um sowas Ähnliches wie eine Dusche zu genießen. Das Ding ist nichts anderes als ein schwarzer Plastikbeutel mit einem Schlauch und einer Düse unten dran. Den Beutel füllt man mit Wasser und legt ihn in die Sonne zum Erwärmen. Was bei geschätzten knapp 40°C allerdings nicht nötig war. Dann hängt man das Ganze auf, z.B. an einer Astgabel , stellt sich drunter, dreht die Düse auf und versucht möglichst viel von dem spärlichen Wasser, das dann rauskommt, über sich zu gießen.  Hier  eine Impression aus der Rubrik "morgendliche Wäsche" im Nichts:

In der Früh haben wir uns noch schöne durchbrochene Felsen angeschaut, die "Honeycomb-Gorge" und sind dann 7 Stunden lang wieder durchs "Nichts" in Richtung Küste gefahren.




Gestern sind wir wieder in der "Zivilisation" angekommen. Exmouth, ist eigentlich ein Kaff mitein paar Hundert Einwohnern, aber uns erscheint es nach unserem Outback-Aufenthalt gar kosmopolitisch. Es reicht jetzt mal mit dem roten Staub, der Affenhitze und den fiesen Fliegen. Hier hat es gemäß Wetterbericht tagsüber 33°C, nachts 19°C, das ist richtig erfrischend.

Heute steht erstmal eine Generalreinigung unseres AC (Adventure Camper) an, der rote Staub ist ÜBERALL, dem wird jetzt der Kampf angesagt.

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Hier mal ein kleiner Ausflug in die Ecke "Sanitär". Ich hatte am Beginn der Reise ja so gewisse Bedenken, was diese "Buschtoiletten bzw. Duschen" angeht. Das ist aber gar nicht mal so schlimm, wenn man seine Toleranzgrenze etwas herunterschraubt.
Also, es gibt in der Abteilung Sanitär mehrere Varianten.

Variante 1:
Einrichtungen auf kommerziellen Campgrounds. "Normale" Duschen und Spülklos, je nach Campground in einem Zustand zwischen "super" und "geht so".

Variante 2:
Einrichtungen in Nationalpark-Campgrounds. Mit fließend Wasser, Duschen sogar warm (mit Solarenergie beheizt) und Spülklos. Das Ganze meist in Blechhäuschen untergebracht. Zustand variiert natürlich auch, sh. Var. 1.

Variante 3:
Wie Var. 2, jedoch ohne Wasser.  Klo = Plumpsklo, Duschen nicht vorhanden.
Komischerweise riechen die Klohäuschen aber nicht , sie sind erstens gut belüftet und zweitens geht so eine Art Luftrohr in die Sickergrube - ich hab mich anfangs gewundert, was die "Schornsteine" bedeuten sollen. Zustand variiert natürlich auch hier, misteriöserweise ist immer eine Rolle Klopapier drin.

Natürlich kann man tierische Bewohner in allen drei Varianten nie ausschließen. Das geht von Ameisen über zu Käfern, Spinnen und Faltern bis hin zu Fröschen, die sich theoretisch in allen Varianten aufhalten können.

Also heißt das vor dem Benutzen des Klos erstmal die Tierpopulation checken. Mit Ameisen und Käfern muß man halt leben. Bei den Spinnen gilt es zu schauen, ob das Vieh nicht etwa eine roten Zeichnung am Rücken hat, das könnte dann eine u. U. lebensgefährliche Rotrückenspinne sein. So eine haben wir gottseidank noch nicht gesehen. Die meisten Spinnen sind klein und hocken irgendwo in der Ecke, stören weiter nicht. Etwas befremdlich wird es, wenn das Vieh so etwa handtellergroß ist (also eine gruselig anzusehende aber "gute" Hans-Spinne), aber das kommt auch ganz selten vor. Frösche werden vertrieben. Also eigentlich nicht schlimm.

So schaut dann z.B. Var. 3 aus: