Durban, 03.12.
(Olaf)
Es
wäre ja wirklich verwunderlich, wenn in der ganzen viermonatigen
Reiseplanung nicht auch eine größere Enttäuschung dabei gewesen wäre.
Wir hatten zu viel Zeit in Botswana und zu wenig in Namibia,
in
der Weinregion bei Kapstadt hätten wir es auch noch zwei Tage
länger ausgehalten.
Aber Durban und damit den weiten Weg an die Ostküste kann man getrost
weglassen.
Wir
hatten, wie üblich, eine Strandwohnung etwa 20 Kilometer nördlich. Zum
Glück war Wochenende und somit wenig Verkehr auf den Straßen. Ihr müsst
wissen, dass Durban das Zentrum der indischen Einwanderer ist und somit
eine weitere Facette von Exotik nach Südafrika bringt. Christine hatte
dem entsprechend Hindu-Tempel, das indischsche Viertel und indisches
Essen als Aktivitäten vorgesehen. Bis auf eine Hare Krishna -
Kultstätte waren die besuchten Tempel langweilig und wenig
ausgeschmückt.
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Im indischen Viertel gab es nur Schwarze, die auf den
Gehsteigen gebrauchte Kleidung verkauften oder suchten und in den
Klamottenbergen am Boden wühlten. Weit und breit war kein Weißer oder
Inder zu sehen. Die Gebäude hatten auch nichts indisches. Das waren
keine Straßen, um als kamerabehängte Touristen herumzuflanieren. Der
Stadtstrand ist etwa 6 Kilometer lang und heißt "Golden Mile". Die
Promenade ist breit und gepflegt. Aber die Apparmentblocks aus den
70/80er Jahren sind keine Augenweide. Dass nichts Neueres gebaut worden
ist, zeigt auch den Niedergang der Stadt. Die Reichen siedeln sich
lieber weiter draußen in abgschirmten und bewachten Vororten an.
Wir sind ein ganzes Stück die Promenade in die eine Richtung
gelaufen und dann zum Auto zurück am Gehsteig. Und so dicht (nur 20
Meter) liegen hier unterschiedliche Welten beieinander: Auf der
Promenade nette Bars und Restaurants, die Menschen in lockerem Abstand
flanierend, dazwischen Radler, Skateborder und herumspringende Kinder,
draußen auf dem Gehtsteig dicht gedrängte Verkaufsstände mit allem
möglichen Billigramsch: Spielzeug , Schmuck, Strandartikel. Die Ware
ist auch auf dem Gehsteig ausgelegt, so dass selbst an einem ruhigen
Tag Gedränge entsteht. Ein Paradies für Taschendiebe.
Im Nobelvorort
Umhlanga, der zwischen Durban und unserer Unterkunft liegt, wollten wir
dann abends indisch essen. Das einzige was es gab, war eine indische
Imbissbude. Immerhin gab es dort den berühmten südfrikanischen
Indiendöner: Bunny-Chow. Das ist ein Toastbrot, das in der Mitte
halbiert ist, so dass zwei fast würfelförmige Weißbrotblöcke entstehen.
Das Brotinnere wird herausgerissen und zwei Schöpflöffel Currypampe
eingefüllt. Dazu 'nen Plastiklöffel - MAHLZEIT!
Wir sind
dann doch lieber in eines der drei Steakhäuser gegangen. Zu unserem
Erstaunen fanden wir dort zahlreiche Inder und zwar nicht nur die
rebellische Jugend, sondern ganze Familien. Nicht jeder, der eine
indische Physiognomie hat, muss auch Hindu sein. Und nicht jeder Hindu
muss den Glauben in allen Facetten praktizieren.
Am nächsten Tag haben wir nochmal einen Tempelreinfall erlebt und sind
dann in ein Zuludorf mit Tanzvorführung gegangen:
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Zurück
bei unserer Unterkunft bin ich auch mal zum Baden ins Meer, aber
19 Grad Wassertemperatur sind doch recht frisch und die Wellen waren zu
hoch, um spazieren zu schwimmen. Nach einer Viertelstunde
Rumgeplantsche, wobei mich die Brecher dreimal unter Wasser
gewirbelt haben, bin ich wieder raus.
Exkurs über Joghurt in
den Ländern des südlichen Afrikas:
Anfangs
haben wir viel Zeit vor den Kühlregalen der Supermärkte verbracht, um
Joghurt zu kaufen: es gibt fettarm, fettfrei, kohlehydratfrei mit und
ohne Lactose oder Gluten und weiß der Geier was sonst noch. Dafür ist
mehr Chemie drin als in einem Kübel Pattexverdünner.
Stabilisatoren,
Farb- und Geschmacksstoffe, Säureregulatoren, Milchpulver, Gelantine,
Stärke, Verdickungsmittel, Süßstoffe. Entsprechend kommt das Zeug auch
aus dem Becher: unnatürlich farbig, manchmal Fäden ziehend wie dünner
Pfannkuchenteig, manchmal blockartig reißend, wie Pudding. Der
Geschmack ist auch
künstlich chemisch und erinnert an nasse Zeitung.
Nur eine Marke
macht normales Vollmilchjogghurt, wie wir es aus Deutschland kennen.
Aber leider gibt es das nur in den besseren Supermärkten in den Städten
und meistens nur im 1 Kilo Becher.
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